Von: G. Kaletta

Narren übernehmen das Zepter

Bild: M. Lachnit

Villingen-Schwenningen (kal). Die Narren sind an der Macht. Allerorten wurden die Ortsvorsteher ihrer Rathausschlüssel beraubt und die Schüler vom Joch der Lehrer befreit. Es mag wohl daran gelegen sein, dass die Talbachhexen heuer 25 Jahre alt sind, und deshalb Marbachs Ortsvorsteherin Diana Kern-Epple mit ihnen bei der Rathausstürmung äußerst gütig umging. Die Regentin empfing die Hexenbrut wohlgesinnt schon auf der Rathaustreppe. Die gestrige Stürmung wird in die Geschichte der Hexen eingehen, denn so widerstandlos kamen sie noch nie an Macht, und obendrein wurden sie noch nie so verwöhnt. Die Rathauschefin ließ neben einer großen Jubiläumstorte einen aus Hefeteig gebackenen großen Schlüssel sowie allerlei Speisen und Getränke servieren. Zudem erhielt die Zunft ein Geldpräsent anlässlich ihres Geburtstages. Lediglich Zunftmeister Karl Lachnit musste seine Geschicklichkeit unter Beweis stellen, indem er mit verbundenen Augen mit einem Stecken auf eine an der Decke befestigte Hexe einklopfen musste, bis diese zu Boden fiel und sich eine Ladung Bonbons aus der aus Pappmaché bestehenden Gestalt ergoss. Der rund 400 Jahre alte Brauch stammt aus Mexiko und nennt sich Pinata. Auch die Hexenzunft glänzte mit Geberqualitäten. Von Vorstandsmitglied Mathias Lachnit erhielt die Ortsvorsterin eine Urkunde, weil sie ihre Arbeit in der Zeit, wenn die Hexen nicht an der Macht sind, recht gut mache. Ehrenzunftmeister Reinhold Seyffarth überreichte der Ortvorsteherin ein Art Amtskette mit vielen Schlüsseln, die sie stets daran erinnern soll, stets Schlüssel mitzunehmen, damit sie nicht, wie schon geschehen, im Rathaus eingesperrt bleibt. Obendrein wurde sie noch mit den großen Sitzungsorden der Talbachhexen ausgezeichnet, was großes Gelächter auslöste, denn der Orden war nichts anderes als ein Klobrille.