Von: G. Kaletta, R. Bombardi, B. Heinig, E. Huber, M. Disch, S. Preuß
Narren stürmen Rathäuser und Schulen
Leckerli verteilt die Ortsvorsteherin an die Hexen für jede richtig beantwortete Frage im Marbacher "Dschungelcamp". Foto: Georg Kaletta
Ganz schön närrisch ging’s am "Schmotzigen" in den Ortsteilen von VS zu.
VS-Marbach/Weigheim/Tannheim/Pfaffenweiler/Obereschach/Weilersbach/Mühlhausen. Dass die Marbacher Ortvorsteherin Diana Kern-Epple nicht so einfach den Narren die Regentschaft überlässt, wissen die Talbachhexen schon zu gut. Deshalb waren sie auch heuer gespannt darauf, mit welchen Hürden sie den Weg zum Rathaussessel gespickt hat. Die Rathauschefin hatte das Verwaltungsgebäude kurzer Hand zum Dschungelcamp umfunktioniert und sich als Star erklärt, der hier rausgeholt werden soll. Dazu stellte sie den Hexen acht Fragen, die alle beantwortet werden sollten. So zum Beispiel, wie viele Einwohner Marbach zum Jahresende 2018 hatte, in welcher Stadt 1928 das erste offizielle Narrentreffen stattfand, und welche Figur das Villinger Morbili zeigt. Auch wenn die Hexen bei zwei Antworten daneben lagen, gab sich die Ortsvorsteherin den Narren gegenüber wohlgesonnen, und rückte den Rathausschlüssel an Zunftmeister Matthias Lachnit heraus. Bevor die zwei Dutzend Hästräger weiterzogen um den Kindergarten zu besuchen und die Schüler zu befreien, wurden sie im Rathaus mit Weißwürsten, Brezeln, Berlinern und allerlei Getränken bewirtet.
"Ihr könnt sehr vieles, aber regieren könnt ihr nicht", stellte die Weigheimer Ortsvorsteherin Ursula Mosbacher während des Rathausturms der Wigemer Wölfe klar. Mit mehreren Hansel und jeder Menge Unterstützung der Heldenzunft waren sie gekommen, um den Rathausschlüssel während der hohen Tage in ihre Gewalt zu bringen. Zweite Zunftmeisterin Sonja Walter kannte kein Pardon. "Egal, was du uns sagst. Am Ende wechselt der Schlüssel seinen Besitzer", lachte sie zufrieden. Ein Hansel war es, der Mosbacher die Leviten las und stark bezweifelte, ob die Politiker mehr von Ratsarbeit verstehen. Schelmisch erwähnte er den geplanten Gehweg entlang der Verbindung von Weigheim nach Deißlingen, wo kaum einer laufe. Er riet, die innerörtlichen Straßen zu sanieren. Der Hansel schnitt diverse kommunalpolitische Themen, wie die bevorstehende Entspannung der Wohnungsnot durch das geplante Neubaugebiet Bildstock 2, an. Überraschenderweise hatte er ein Lob im Gepäck, das seine Rede um die Hälfte verkürzte. Die Fluchttreppe zur Zunftstube war wie durch Zauberhand noch vor der fünften Jahreszeit erstellt worden, was den Narren eine unbekümmerte Durchführung von Feiern und Veranstaltungen ermögliche. Das Lob gab die Ortsvorsteherin zurück. Sie sah einen gut organisierten Zunftball und ebensolchen Umzug. "Die Narrenzunft macht tolle Werbung für unseren Ort", konstatierte sie und übergab noch immer mit einem mulmigen Gefühl im Magen den Rathausschlüssel. Die Narren hatten den Schmotzigen Donnschtig mit der Vorstellung des Brauchtums im Kindergarten begonnen. Hansel und Wölfe nahmen der jungen Generation die Angst vor der Maske. Danach zogen sie zur Befreiung der Schüler weiter. Diese boten ihnen zum Dank einige sehenswerte Aufführungen.
In Begleitung der Musikkapelle, angeführt von Zunftmeister Tobias Baumgärtner, zogen die Osemalis am Vormittag des "Schmotzigen" in Tannheim los, um dem Kindergarten und dem Rathaus einen Besuch abzustatten sowie die Grundschüler vom Joch der Lehrerschaft zu befreien. Die Lehrerinnen Verena Kreidemeier, Jana Staufer und Janine Wehrle hatten keine Chance: Gnadenlos spürten die Waldgeister vom Osenberg sie auf und führten sie in ihrem Wagen ab. Bahn frei für die Schüler, die sich am Nachmittag zum Kinderumzug trafen. Die Erst- und Zweitklässler zogen dabei als Rockstars durch die Stankertstraße, die Schüler der dritten und vierten Klasse kamen als Piraten. Das Leben im "Märchenwald" zeigten die Kindergartenkinder unter der Leitung von Uta Weinmann. Nach dem Umzug ging das närrische Treiben des Nachwuchses in der Festhalle weiter, wo die Osemalis mit ihrer Mini- und Tennie-Garde und die Schulklassen für ein buntes Bühnenprogramm sorgten.
In Pfaffenweiler strahlten kleine und große Narren bei bestem Vorfrühlingswetter um die Wette. Wolfbach-Rolli führten den Umzug des Kindergartens an, der bis zur Festhalle führte. Phantasievoll und farbenfroh gestaltete sich der kleine aber feine Zug, bei dem auch einige kleine Scheichs mit ihrem Gefolge zu sehen waren. Der Schmotzige lockte sogar Besucher aus dem fernen Berlin an: Die Enkelkinder waren einen Besuch wert. In der Halle wurden anschließend weiter gefeiert.
Am Donnerstagmorgen freute sich die närrische Schülerschar in Obereschach, als eine Abordnung der Gayer die Schüler befreiten. Gemeinsam mit den Lehrern marschierte man in die Festhalle, wo die Schüler ein närrisches Programm auf die Bühne zauberten. Zuerst startete eine Polonaise und später tanzten und sangen die Schüler. Besonders freute man sich, dass der ehemalige Lehrer Herbert Holtmann sein Akkordeon dabei hatte und alle beim Gayser Lied begleitete. Gayser Matthias Zimmermann hatte zudem ein Geschenk für die Schule dabei. in Zukunft wird an den Fastnettagen eine Gayserfahne das Schulgebäude zieren, was Rektor Martin Disch freute.
Nicht ganz unerwartet stürmten die Weilersbacher Epfelschittler am Donnerstag die Grundschule am Glöckenberg, um die Lehrer in Gewahrsam zu nehmen und die Schüler zu befreien. Zum Dank hatten die Kinder ein kleines Programm vorbereitet, das sie – in den allerliebsten Kostümen verkleidet – aufführten. Natürlich hatte die Zunft auch die Kinder im Kindergarten nicht vergessen, so dass alle beschwingt die Fasnet feiern können. Höhepunkt ist in diesem Jahr wieder der Rum un Num-Umzug am Sonntag, der turnusgemäß in Weilersbach stattfindet.
Frühmorgens sprangen in Mühlhausen Haldenhexen und Haldengeister aus ihren Federn, um ausreichend Zeit zu haben sich den Kindern im Kindergarten vorzustellen. Die Angst vor Hexen und Geistern nahmen sie ihnen in der Hoffnung, bis in ein paar Jahren einige von ihnen willkommen heißen zu können. Oberhexe Enzo Volturana und seine Halden-Crew spielte wieder alle seine Trümpfe als Moderator von Veranstaltungen für Kinder aus. Die Haldenzunft zog mit Spielen und Schabernack die Aufmerksamkeit auf sich ehe sie die alte Schule in Richtung Weigheim verließ, wo sie mithalf, die dortigen Schulkinder für ein paar Tage von der Pflicht des Lernens zu befreien. Am Nachmittag zogen die Narren der Haldenzunft zum Kinderumzug nach Schwenningen, wo einige von ihnen bis zum Einbruch der Dunkelheit verweilten. Abends trafen sich Hexen und Geister zum eigenen Zunftabend im Göpelhaus wo sie zahlreiche Gäste begrüßten.