Von: G. Kaletta

Stroh wärmt die Schaulustigen

Für eine wahre Hexeninvasion sorgten beim Marbacher Umzug die vielen Hästräger der Villinger Hexenzunft. Trotz klirrender Kälte genossen die Damen bestens gelaunt das Umzugsgeschehen. In farbenprächtigen Kostümen und mit fetzigen Tönen heizte diese Kapelle den Zuschauern tüchtig ein. Strohbäder verpassten die Narren den Mädchen kostenlos. Foto: Georg Kaletta

VS-Marbach - Trotz des unfreundlichen Narrenwetters fanden sich gestern rund 6000 Zuschauer in Marbach ein, um beim großen Umzug der Talbachhexen dabei zu sein. Das närrische Spektakel wurde ihnen von rund 2500 Hästrägern von 69 Zünften und zahlreichen Musikkapellen serviert.

Dass sich echte Narren und alle vom Fastnachtstrubel Entzückten ihren Spaß von einem scharfen Nord-Ost Wind bei eisigen Temperaturen nicht verderben lassen, war gestern in Marbach zu beobachten, wo wieder etliche tausend Zuschauer die Straßenränder beim etwa zwei Stunden andauernden Umzug der Talbachhexen säumten.

Was die Anzahl der Zuschauer betrifft, hat der Umzug gegenüber den vergangenen trotz der widrigen Wetterbedingungen wenig von seiner Anziehungskraft eingebüßt. Das mag wohl daran liegen, dass die Stammzuschauer genau wissen, dass sie hier Zünfte zu sehen bekommen, die bisher in der Region noch nie aufgetreten sind. Das ist auch das Markenzeichen der Marbacher Umzüge.

So war es auch gestern, als wieder zahlreiche hier bisher unbekannte Zünfte und Guggenmusiken aus Baden-Württemberg und der Schweiz das närrische Treiben bereicherten. Da tauchten Geißböcke, Frösche und bizarre Tiergestalten genauso auf wie schauderlich aussehende Hexen. Die hatten es besonders auf die hübschen jungen Mädchen abgesehen, um sie mit Konfetti oder Stroh vollzustopfen. Manche Maid wurde auch durch die Christbaumverpackungsröhre gezogen, wo ihr ein Netzkleid verpasst wurde.

Trotz allem Schabernack waren die Hästräger auch gegenüber ihrem Publikum manchmal geradezu engelhaft gestimmt, denn sie verteilten jede Menge Süßigkeiten, über die sich die Kinder besonders freuten. Freude kam bei den Zuschauern auch immer dann auf, wenn die Guggenmusiken und Musikkapellen vorbei zogen, denn da konnten sie mit wippen und schunkeln, was ein wenig gegen die Kälte half. Auffallend war, dass bei der diesjährigen Veranstaltung überall Absperrgitter und Verkehrszeichen zu sehen waren, die groß die Aufschrift Stadt Donaueschingen trugen, obwohl Marbach doch ein Stadtbezirk von Villingen-Schwenningen ist. Dazu war von Insidern zu hören, dass die Donaustädter eine weitaus geringere Leihgebühr für die Schilder verlangen als die Villinger.

Und noch etwas war interessant im Zusammenhang mit der Bestuhlung in der Festhalle: In Marbach wird das Bestuhlungskonzept, dem 70 Sitzplätze zum Opfer fielen, bereits seit 2010 umgesetzt. In Villingen erst heuer, und dafür winke den Vereinen noch eine Entschädigung, empörte sich mancher Besucher des Hexenballs am Samstagabend und fand, dass Gleichbehandlung anders aussehe.