Von: Von Georg Kaletta, Stefan Preuß, Birgit Heinig, Eva-Maria Huber und Rainer Bomba

Jetzt müssen auch die Lehrer dran glauben

Als Fähnlemacher, beobachtet von Ortsvorsteherin Diana Kern-Epple, mussten sich die Marbacher Talbachhexen betätigen, bevor sie die närrische Regentschaft antreten konnten. Foto: Georg Kaletta

Von Georg Kaletta, Stefan Preuß, Birgit Heinig, Eva-Maria Huber und Rainer Bombardi

Villingen-Schwenningen. Nur 65 Minuten dauerte gestern der Arbeitstag der Marbacher Ortsvorsteherin Diana Kern-Epple, der damit vermutlich der kürzeste in diesem Jahr sein wird. Eigentlich wollte die Rathauschefin nicht schon um 9.15 Uhr Feierabend machen. Doch mehr oder weniger freiwillig musste sie ihren Sessel für die Talbachhexen räumen, die ihre närrische Regentschaft in der fünften Jahreszeit antraten. Der Hexenbrut war sich jedoch schon im Vorfeld bewusst, dass die Machtübernahme nicht einfach sein wird. Zu oft hatten sie schon eine "Diana von Marbach" erlebt, die sich nicht einfach aus ihrer Regierungsburg vertreiben ließ, sondern die "Möchtegernregierenden" vor Aufgaben stellte. So war das dann auch gestern morgen, als der Weg zu den Rathaustreppen mit alten Schulbänken aus den 50er Jahren versperrt war. Auf der Treppe gab, als Lehrerin verkleidet und den Rohrstock schwingend, die Ortsvorsteherin die Aufgabe vor. Die Hexen mussten Fähnle anfertigen, was genau genommen eine Strafarbeit darstellte. Eigentlich hätten die Fähnle schon des längeren und ganz besonders vor einer Woche beim großen Fastnachtumzug die Marbacher Straßen zieren sollen. Doch die Zunftgewaltigen argumentierten damit, dass das Aufhängen der bunten Bänder wegen dem neuen Kreisverkehr problematisch geworden sei. Um einige Fähnle reicher konnte der Vizezunftchef Matthias Lachnit den Rathausschlüssel in ­Empfang nehmen. Im Ratssaal wurden die Hexen mit Brezeln, Berliner, Weißwürsten und allerlei Getränken bewirtet. So gestärkt steuerten sie den Kindergarten und die Schule an, um die Kinder zu befreien.

Die Schüler der Weilersbacher Grundschule am ­Glöckenberg konnten sich wieder voll auf die Epfelschittler verlassen: Pünktlich erschienen die freundlichen Narren im Foyer, um die Kinder zu befreien. Die Lehrerinnen hatten das Geschehen vorausgeahnt und wollten mit einem bunten Programm die Epfelschittler gnädig stimmen, was natürlich nicht gelang: Bis Aschermittwoch ruht der Bildungsauftrag. Beim gemeinsamen Singen hatten Kinder und Narren viel Spaß.

"Osemali, Osemali, kumm, wen’d kaasch" – das ließen sich die Tannheimer Geister vom Ochsenberg, genannt "Oseberg", gestern nicht zweimal sagen und stürmten samt Rat und Musikanten zunächst den Kindergarten, dann die Grundschule und schließlich die Ortsverwaltung. Vor allem bei den Schülern herrschte große Aufregung, als der kleine Zug der Osemalis durch das Fenster gesichtet wurde.

Traditionell verstecken sich die Lehrer, werden aber gnadenlos aufgespürt und dann im Osemali-Wagen "abgeführt" – eine große Gaudi für die Kinder. Der kommissarische Rektor Elmar Dressel war als "Poseidon" zwar vorort, verabschiedete sich aber schnell wieder. Schließlich wurde an seiner angestammten Schule, der Villinger Südstadtschule, an der er Konrektor ist, gestern auch Fasnet gefeiert. Die Lehrerinnen Luitgard Hättich, Jana Schnaufer und Verena Kreidemeier hielten die Stellung, auch beim Kinderumzug am Nachmittag. Die Erst- und Zweitklässler hatten sich als Vampire verkleidet, die Dritt- und Viertklässler kamen als Süßigkeiten. Ergänzt von den "Zootieren" aus dem Kindergarten, dem "Some" der Osemali­zunft und dem Musikverein Tannheim wurde der Zug des Nachwuchses trotz unschöner Witterung eine runde Sache, die in der Festhalle mit einer ausgelassenen Party mit Vorführungen der Kinder endete.

Auf diesen Tag hatten auch die Wolfbach-Rolli aus Pfaffenweiler soo lange gewartet. Endlich hieß es wieder, auf geht’s und die Kinder aus dem Kindergarten und der Schule befreien. Zwar wirbelten den kleinen und großen Narren am frühen Nachmittag die Schneeflocken um die Nase, die gute Laune sank deswegen aber noch lange nicht. Um so lustiger und schöner wurde es dann bei der Kinderfasnet im "Warmen". Seit gestern sind nicht nur die Narren los, los ist Ortsvorsteher Martin Straßacker auch seinen Rathaus-Schlüssel.

Zunftmeister Sven Becker brauchte sein Weigheimer Wolfsrudel kaum zu mobilisieren, um in Windeseile die Schüler von ihren Aufgaben zu befreien. Nach dem Umzug vor einer Woche hatte sich das Rudel in den Wolfsgrund zurückgezogen, um frische Energie zu tanken. Doch in der Schule waren die Weigheimer Wölfe in Höchstform und hatten für Rektorin Natascha Wolf noch eine ganz spezielle Lektüre parat. Frisch gestärkt enterten sie so auch das von Ursula Mosbacher gehütete Rathaus. Unterstützung für ihre Befreiungsaktion erhielten sie von der befreundeten Haldenzunft in Mühlhausen. Becker nahm im Jubeltaumel der Narren den Rathausschlüssel entgegen. Nach der Verköstigung im Rathaus und im Gemeindehaus startete am Nachmittag der Kinderball zum Thema Indianer.